2018
In ihrem neuen Projekt AIDS FOLLIES arbeiten Johannes Müller/Philine Rinnert weiter an einer hybriden Form des Musiktheaters, das dokumentarische Fundstücke, neue Kompositionen und Popkultur miteinander verknüpft. Den in regelmäßigen Abständen immer wieder durch die Medien geisternden Freispruch des legendären Patient Zero Gaetan Dugas‘ nehmen sie zum Anlass einer Auseinandersetzung mit der Krankheit AIDS und ihrer Bedeutung in der Perpetuierung von Stereotypen und nationalen Frontlinien. Dabei gehen sie von einer internationalen Recherche aus, von Gesprächen mit Zeitzeugen, Forschern, Ärzten und Aktivisten. Aus dem gesammelten Material entsteht in AIDS FOLLIES eine virus-biographische Show: Die unbekannte Geschichte des HI-Virus ist nämlich nicht nur die der „Homosexuellen“ (als Stigmatisierte einer Schwulenseuche), der Kunstszene der 80er-Jahre, der „Afrikaner“ (in einer Zementierung rassistischer Stereotype), sondern auch eine europäische Kolonialgeschichte, in der neue Großstädte und mangelnde Hygiene bei Zwangsimpfungen eine Rolle gespielt haben könnten. Widerstreitende Entstehungstheorien, queerer Aktivismus, medizinische Kampfbegriffe, politische Meinungsmache und Projektionen gesellschaftlicher Feindbilder sind die Bausteine für diese Mischung aus Lecture Performance und Revue, zu der Komponist Genoël von Lilienstern die Songs beisteuert. Er überträgt Entwicklungs-Phänomene aus dem HI-Viren-Zyklus in Klangerfahrung, vertont dokumentarische Artefakte und bezieht sich dabei immer wieder auf musikalische Recherche-Fundstücke.
Regie und Konzept: Johannes Müller, Ausstattung und Konzept: Philine Rinnert
Komposition: Genoël von Lilienstern, Musikalische Leitung: Antoine Daurat
Video: Benjamin Krieg / Phillip Hohenwarther
mit Hauke Heumann, Valerie Renay, Shlomi Moto Wagner, Sirje Aleksandra Viise und Misha Cvijovic, Sabrina Ma, Beltane Ruiz
Assistenz: För Kunkel / Chris Gylee, Hospitanz: Emily Grawitter, Recherchemitarbeit: Ngefor Agamangwa
Presse: björn&björn, Produktionsleitung: ehrliche Arbeit – Freies Kulturbüro
Eine Produktion von Johannes Müller/Philine Rinnert in Koproduktion mit SOPHIENSÆLE Berlin, brut Wien und Theater Rampe Stuttgart. Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und die Senatskanzlei für Kultur und Europa – Berlin. Die Produktion wurde unterstützt durch das Residenzprogramm des Frankfurt LAB 2017 und das Goethe-Institut.
Berlin Premiere: Sophiensaele, 24. Mai 2018
weitere Aufführungen: Theater Rampe Stuttgart (2019), brut Wien (2019)