Official selection of the Kassel Documentary Film and Video Festival, 19. – 23.11.2025
Im Zentrum unserer Galaxie beobachten Astronom*innen einen massereichen Punkt, in dem sich so viel Materie konzentriert, dass aus ihm keine Strahlung zu entweichen scheint. Diesem blinden Fleck widmen sich Ian Purnell und Philine Rinnert mit ihrer Arbeit THE BLACK HOLE IMAGE: THE PICTURE BEHIND THE HOLE. Sie zeichnen eine Linie von der Astrofotografie über die Durchmusterung des Sternenhimmels bis zu den scheinbar unbeobachtbaren Winkeln des Universums.
Diesen Ereignishorizont nutzen sie als konzeptuelle Brücke. Auf der einen Seite stehen frühe Glasfotoplatten mit ihrer physischen Materialität, die Himmelsphänomene wie Kometen, Sterne oder Sonnenfinsternisse festhielten. Auf der anderen Seite steht die digitale Immaterialität zeitgenössischer Bildproduktion, die Erscheinungen sichtbar macht, welche sich direkter menschlicher Wahrnehmung entziehen.
„Now we know more about the limits of what we observe and can’t observe.“ (Purnell/Rinnert)
Ihre Installation unterstreicht auf subtile Weise grundlegende Fragen nach Bildproduktion und Wahrnehmung. Mithilfe eines Projektors und eines Spiegels mit Loch wird das Videobild aufgebrochen und neu eingefangen. Die Installation verdeutlicht, dass wir das für uns Unsichtbare nur durch seine Auswirkungen auf das für uns Sichtbare erkennen können.
„Colours are assigned, shapes are filtered. “ (Purnell/Rinnert)
Unsere ästhetischen Erwartungen an kosmische Darstellungen wurden durch Jahrzehnte der Science-Fiction und Weltraumfotografie geformt. Diese Bilder sind Produkte der Interpretation – auch aus technokratischer Sicht, die ihr Augenmerk auf Daten legt. Die spektakulären Bilder von Schwarzen Löchern sind keine „Fotografien“ im herkömmlichen Sinn, sondern Übersetzungen von Radiowellen-Daten in visuelle Sprache. Mathematische
Algorithmen werden zu erkennbaren Strukturen. Diese Übersetzungsprozesse sind alles andere als neutral. Sie folgen ästhetischen Konventionen, die kulturell geprägt sind. So wird ausgerechnet das Undarstellbare durch die Filter unserer Bilderwelt eingefasst und domestiziert. THE BLACK HOLE IMAGE ist eine Reflexion über das Sehenlernen und macht die Leerstelle in unserer visuellen Wahrnehmungswelt sichtbar.
Elko Braas
the black hole image – the image behind the hole
multimedia installation, 2023
Installation concept: Ian Purnell and Philine Rinnert
Sound Design: Tim Gorinski
Supported by Connect residency, a programme of Arts at CERN and Pro Helvetia Swiss Arts Council, in collaboration with the South African Radio Astronomy Observatory (SARAO) and the South African Astronomical Observatory (SAAO). Additional thanks to Harry Enke, Leibniz Institute for Astrophysics Potsdam (AIP).
